Meine letzte Unterklassen-Kolumne des Jahres soll auch die letzte überhaupt sein. Mich interessieren andere Dinge. 2026 dürfte auch ohne die Ausübung dieses Minijobs interessant genug werden. Zu guter Letzt gibt es noch so was wie ein BFC-Derby. Was sollte da noch kommen? 🙂
Der BFC ist raus, der BFC ist weiter
Vor etwa zehn Tagen wurde beim BFC Dynamo der Cheftrainer Dennis Kutrieb von seinen Aufgaben aus branchenüblichen Gründen entbunden. Sein ehemaliger Co, Sven Körner, ist nun der neue Chef, als dessen Co der Ex-BFC-Spieler Chris Reher mit auf der Trainerbank sitzt. Im Dynamo-Lager war vor dem Viertelfinalspiel um den Berliner Landespokal beim BFC Preussen die abwartende Skepsis unter den Dynamo-Fans zu spüren. Der Neuling aus Lankwitz rangiert zur Winterpause auf dem soliden 8. Platz der Regionalliga Nordost, der Gast aus Hohenschönhausen nur auf dem enttäuschenden 15. Von einem drohenden Aus im Wettbewerb wurde gemunkelt, aber das sollte zumindest nicht an der mangelnden Anwesenheit der Dynamo-Fans gelegen haben. Insgesamt wurden 993 Zuschauer im Preussen-Stadion angegeben, einige mehr dürften es gewesen sein. Es ging gleich zackig los, beide Mannschaften zeigten ein engagiertes Spiel, frühzeitig mit ruppigen Zweikämpfen, später mit vier Gelben Karten. In der 15. Spielminute wurde Levin Mattmüller im Strafraum gefoult, Rufat Dadashov verwandelte zum 0:1. In der 26. glich Nikolas Frank zum 1:1 per Kopfball aus. Die tapferen Zapferinnen und Zapfer wirkten noch relativ entspannt beim Verticken des güldenen Gebräus. In meiner Reisegruppe bevorzugte man den herrlich weinroten Glühwein. Am Bratwurststand wurden die Schrippen knapp. In der 53. Spielminute erzielte Ivan Knezevic per 20-Meter-Hammer die erneute Führung für die Gäste. Die Fans zeigten sich von ihren wiederbelebten Dynamos hellauf begeistert. Auf dem Platz gab es hitzige Duelle und erregte Diskussionen, aber keine Rote Karte. Die Schrippen waren inzwischen alle, aber wer konnte während dieser Spielphase was essen, ohne sich im gelegentlichen Gerempel zu verschlucken oder eine Sauerei zu veranstalten? In der Nachspielzeit ging der Preussen-Keeper mit nach vorne. Larry-Nana Oellers wusste die löchrige Abwehr zu durchbrechen und lochte in der 96. Spielminute zum 1:3 ein. Die Proteste der Preussen, wegen der vermeintlichen Abseitsstellung, gingen im befreienden Torjubel der Dynamos unter. Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen … Während der Pressekonferenz überzeugte der fachlich und rhetorisch gewandte Dynamo-Cheftrainer. Er lobte das Engagement sowie die Gemeinschaft seiner Spieler, und wünschte den Preussen alles Gute. Deren Trainer Daniel Volbert gratulierte seinem Kollegen zum gelungenen Einstand. Er machte seinem Team keinerlei Vorwurfe und wollte sich über dieses 30-Sekunden-Statement hinaus nicht äußern. Meine Reisegruppe landete in Lankwitz in der Kneipe Zum Schusterjungen, in der es, anders als im gleichnamigen Prenzlauer-Berg-Restaurant, nichts zu essen gab. Wir tranken reichlich das gute Güldene auf den Einzug ins Halbfinale und den bevorstehenden 60. Geburtstag unserer Dynamos. Am Abend bin ich kurz weggenickt, während des duften Konzertes von Corvus Corax in der Kreuzberger Passionskirche. Die weiteren Resultate des Pokalviertelfinales lauten: Füchse Berlin gegen Altglienicke 1:2, Internationale gegen Sparta Lichtenberg 3:5 (nach Elfmeterschießen) und Croatia gegen Hertha Zehlendorf 1:6.
